SCHLAFRAUM

Schlafraum des Künstlers im Museum-Luh

Hier sind wir nun im Schlaf-Raum, dem ehemaligen Bügel-, Gäste- und Kinderzimmer dieser Drei-Zimmer-Wohnung. Der Schlaf-, Lager- und Arbeitsraum ist – erst seitdem es „digital“ gibt – einer der von mir sehr frequentierten Räume. Weil hier steht der Computer und hier kommuniziere ich virtuell mit der Welt. Mit Hilfe des Computers hab ich in diesem Raum mittlerweile mehr als 20 Bücher (mit und ohne ISBN) geschaffen, deren Restauflagen in der Galerie und im Atelier des MUSEUM LUH lagern. Aber dieser Schlaf-Raum ist auch ein Lager von ungewöhnlichen Dingen und Sammlungen was man sich nicht vorstellen kann, wenn man sich hier so umschaut, aber wir sind ja im MUSEUM LUH!

In der rechten Socken-Schublade des Kleiderschrankes lagern wohl verwahrt zwei gläserne Zierkissen-Knöpfe, die ich vor vielen Jahren in Buenos Aires erworben habe. Jeder hat einen Durchmesser von 20 cm und eine Höhe von 9 cm und ist mit je einem Schwarz- Weiß-Foto und farbigem Sand befüllt (Anfang des 19. Jahrhunderts).
Im Kleiderschrank findet sich unter anderem eine elektrische Laterna Magica mit Märchenbildern auf Glasscheiben und Zelluloid sowie eine Espressokocher- und eine Kaffeekannen-Sammlung.

Eine Sammlung von Tortenschaufeln (aus den 50-ziger Jahren des 20. Jahrhunderts) sowie eine bemerkenswerte Sammlung von 69 teilweise handkolorierten Grußkarten aus Buenos Aires (Anfang des 20. Jahrhunderts), lagern im Schubladenschrank links neben der Tür.
Hinter dem Kartenständer, der mit Postkarten aus Kassel und Buenos Aires bestückt ist, und rechts neben den Kleiderschrank, sind die Restbestände der „Zeitschrift für Tiegel & Tumult“ (ZfT&T), in den Kunststoff-Klappkisten, sicher verwahrt. Die „Zeitschrift für Tiegel & Tumult“ war eine handgemachte Künstler-Zeitschrift/Original- art-edition, die von 1986 bis 1992 viermal jährlich erschien, mit einer Auflage von je 150 Exemplaren. Jede Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit einem dazu eingeladenen Gast-Künstler, dem ”visual guest”. Jedes Exemplar ist in sich individuell, mit jeder Ausgabe verändert sich das Erscheinungsbild von ”ZfT&T”. Neben je einem speziellen Schwerpunkt und dem Beitrag des ”visual guest” (auch immer in einer Auflage von 150 Exemplaren) finden sich alle Druckformen, mediale Formen und Verarbeitungstechniken in den einzelnen Ausgaben:
Überdrucktes, Geschnittenes, Gestanztes, Collagiertes, Eingedostes, Kartoniertes, Verschachteltes, Ready-mades, Teil- und Ganzweises. Alle erdenklichen Materialien wurden verarbeitet und industriell gefertigte Teile aus den unterschiedlichsten Materialien wurden integriert und somit auch wiederverwertet. Insgesamt erschienen 24 Ausgaben mit folgenden ”visual guests”:

Nr. 1: Wolfgang Hainke (D) – die blub blue blub-Ausgabe,
Nr. 2: Chuck Stake (CAN) – Xanother way-verknotet,
Nr. 3: Eric van Scooten (B) – die Ausgabe im Feudel,
Nr. 4: Georg Jappe (D) – Heft-Ausgabe mit der Scheibe,
Nr. 5: Emmett Williams (USA) – Bildersammlung mit 50ziger Jahre-Metallknopf,
Nr. 6: Michael Heckert (D) – Heimat & Welt-Ausgabe,
Nr. 7: Axel Gallun (D) – Materialausgabe,
Nr. 8: Bernard Heidsieck (F) – die T&T Sicht-Bildplatte,
Nr. 9: Arno Arts (NL) – Heft-Ausgabe mit Beatles-Plakaten, Stirnband, Button und Bleistift-
Anstecker,
Nr. 10: Ann Noel (UK) – goldfarbene Karton-Leporello-Ausgabe mit Postkarten aller ”visual
guests” und Thermometer,
Nr. 11: Niall Monro (UK) – Ausgabe in einer Pappkassette,
Nr. 12: Boris Nieslony (D) – Schallplatten-Ausgabe,
Nr. 13: Vittore Baroni (I) – grüne Akten-Ausgabe,
Nr. 14: Achim Schnyder (D) – Strumpfhosen-Ausgabe,
Nr. 15: Heta Norros (FIN) – Stein-Ausgabe (Gewicht: 2,3 kg),
Nr. 16: Bruce McLean (UK) – Edition mit je einer numerierten und signierten Arbeit auf
Papier der ersten 16 ”visual guests” sowie der Herausgeber, Auflage von 150 Exem.,
Formate: 21×30 cm, im roten oder blauen Plastik-Schalenkoffer,
Nr. 17: Wilhelm Koch (D) – Bügeleisen-Ausgabe im Stoffbeutel,
Nr. 18: Norbert Klassen (CH) – Hemd-Ausgabe – Sammlung im Hemdformat,
Nr. 19: Rainer Resch (D) – Ausgabe in Stofftasche mit Schieblehre,
Nr. 20: Claus Böhmler (D) – Archiv-Ausgabe im Pappkarton von A bis Z,
Nr. 21: Franz-Josef Weber (D) – 3 Hefte-Ausgabe ”For collectors only!”, eingeschweißt in
Transparenthülle, T&T 21/1 & 21/2 & VG,
Nr. 22: ”Die Zwei” (D) – ”Rote Bete”-Sammlung im Weinkarton,
Nr. 23: Rainer Selg (CH) – Genuß und Kochen-Ausgabe,
Nr. 24: Martin Rindlisbacher (CH) – Dosen-Ausgabe.
Nr. 25: das ZfT&T-Künstler-Kartenspiel

Außerdem wurde 1991 von ”ZfT&T” das sogenannte ”ZfT&T-Künstler-Kartenspiel” in einer Auflage von numerierten 999 Exemplaren herausgegeben, eine Edition mit Motiven von folgenden 32 Künstlern aus 11 Ländern:

Jochen Gerz / Eugen Gomringer / Ann Noel / Norbert Klassen / Paul Panhuysen / Jürgen O. Olbrich / Georg Jappe / Bruce McLean / Daniel Spoerri / Michael Winkler / Arno Arts / Claus Böhmler / Eric van Scooten / Franz-Josef Weber / Wilhelm Koch / Niall Monro / Bernhard Heidsieck / Achim Schnyder / Wolfgang Luh / Emmett Williams / Chuck Stake / Norber Radermacher / Joe Jones / Peter Aeschbacher / Vittore Baroni / Michael Heckert / Wolfgang Hainke / Jean Dupuy / Heta Norros / Bortis Nieslony / Rainer Resch.

Die ungewöhnliche Form dieser Publikation hat zu internationaler Anerkennung geführt. ”ZfT&T” befindet sich heute in privaten und öffentlichen Sammlungen auf der ganzen Welt. Meine letzte komplette Sammlung habe ich, im Frühjahr 2019, an die ”Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln“ übergeben, als Teil meines gesamten Archives, das jetzt dort, für die Zukunft, gesichert eingelagert ist. Hier geht‘s zu den Fotogalerien:

  1. Zierglass-Knöpfe
  2. Laterna Magica
  3. Espressokocher und Kaffekanne
  4. Tortenschaufel-Sammlung
  5. Argentinische Grußkarten-Sammlung
  6. ”Zeitschrift für Tiegel & Tumult“

Fotogalerie